Umfangreiche Seilsägearbeiten für neuen
Teilchenbeschleuniger an der Universität Mainz
Nach jahrelangen Planungen wird am Institut für Kernphysik an der
Johannes-Gutenberg-Universität der Einbau eines neuen
Teilchenbeschleunigers realisiert. Im Zuge der bis ins Jahr 2003 andauernden
Maßnahme waren umfangreiche Seilsägearbeiten notwendig, die
termingerecht vor Anlieferung der ersten Teile durchgeführt werden
sollten.
Aufgrund Ihres überzeugenden und kostengünstigen Abbruchkonzeptes
sowie der vorhandenen fachlichen Kompetenz bei der Durchführung
ähnlicher Projekte erhielt das Spezialabbruchunternehmen Hermann
Schützeichel GmbH aus Straßenhaus/Westerwald den Zuschlag.
Der ursprüngliche Plan, die Einzelteile mit einem 1200-To-Autokran durch
eine herzustellende überdimensionale Dachdeckenöffnung in das
Gebäude zu heben, wurde fallengelassen, da die bis zu 120 Tonnen schweren
Einzelteile über die vorhandenen Zugangsöffnungen horizontal zu dem
vorhandenen Versorgungsschacht transportiert und in das Zentralgebäude
hinabgelassen werden konnten.
Im Kerngebäude sollten bei Schnittiefen von bis zu 4,70 m neben den etwa
20 Kernbohrungen bis Ø 600mm auch 6 Wandöffnungen mit
Öffnungsgrößen bis zu 1,85 x 3,00m eingebracht werden.
Die Ausführung der anspruchsvollen Aufgabe war für die Mannschaft
der Hermann Schützeichel GmbH wieder eine Herausforderung. Sie brachten
zuerst die notwendigen Durchführungsbohrungen für das Diamantseil
ein und führten dann die Seilsägeschnitte ohne größere
Schwierigkeiten aus.
Um die 40 Tonnen-Blöcke aus der Wand bewegen zu können, wurden diese
nochmals horizontal durchtrennt. Mithilfe eines von dem Abbruchunternehmen
selbst hergestellten überdimensionalen hydraulischen Abziehers wurden die
geschnittenen und noch immer 20 Tonnen schweren Betonteile etwa 1 Meter aus
der Wand herausgezogen. Anschließend hängten die Schützeichel-
Fachleute die Betonteile an den vorhandenen Gebäudekran, brachten sie
mit Kettenzügen horizontal auf Zug und hoben sie aus der Wand heraus.
Wegen der geringen Größe der vorhandenen Durchgangsöffnungen
mußten die Betonteile vor dem Verfahren mit Schwerlastwagen zu dem
vertikalen Transportschacht nochmals hydraulisch in kleinere Teile
gepreßt werden. Nach dem Transport ins Außengelände wurden
die Betonteile dort mit einem Felsmeißel zerstemmt und entsorgt.
Die Ausführung der Kernbohrungen Ø 300mm und der
Schrägbohrungen Ø 600mm durch 3 m dicken Beton stellten keine
Probleme für das erfahrene Schützeichel-Team da. Nach dem
sorgfältigen Einmessen und Einrichten der Kernbohrmaschinen wurden die
Bohrungen mit nur minimalen Abweichungen fertiggestellt. Dies galt auch
für die mit Perforationsbohrungen zu erstellende Wandöffnung von
2,30 x 0,30 x 3,00m.
Alle Arbeiten wurden zur Zufriedenheit des Auftraggebers fachgerecht
ausgeführt und in dem vorgegebenen Zeitrahmen abgeschlossen.
Maschinen und Diamantwerkzeuge:
Zum Einsatz kamen zwei Plattner-Seilsägen sowie hydraulische
Schützeichel-Kernbohrmaschinen und Schützeichel-Hydraulikaggregate
mit 22 bzw. 30 kW, die sich bei dem Einsatz bestens bewährten.
Der vorhandene Beton war mittelstark bewehrt mit Eisenquerschnitten bis zu
Ø 28mm. Es wurden insgesamt 2100 cm² Eisen geschnitten. Die
Werkzeugkosten der eingesetzten Diamantseile bewegten sich im kalkulierten
Rahmen und die Standzeit betrug etwa 1,2m² pro Meter Seil. Da keine enge
Radien mit dem Diamantseil geschnitten wurden, war bei allen eingesetzten
Diamantseilen eine einseitige Abnutzung der Diamantröllchen nicht zu
verzeichnen und es konnte eine gleichmäßige Abnutzung erreicht
werden. Insgesamt wies bei gleicher Abnutzung die konische Perlenform eines
italienischen Diamantseils die höchste Schnittgeschwindigkeit auf. Die
hieraus resultierenden Zeitersparnis führte jedoch zu keiner
Kostenersparnis, da das parallel eingesetzte Diamantseil eines belgischen
Herstellers diese Differenz mit dem Preis wieder wettmachte. Das Seil eines
asiatischen Herstellers zeigte Schwächen beim Durchtrennen von
stärkerer Bewehrung. Bei der dann herrschenden höheren Zug- und
Druckbelastung wurde es kritisch und die Perlen schoben sich mehrfach
zusammen. Unter den vorhandenen Bedingungen konnte es deshalb seinen
Preisvorteil nicht voll ausspielen, aber verursachte trotz der vorhandenen
Schwächen letztendlich die geringsten Werkzeugkosten.
Bildnachweis: Hermann Schützeichel GmbH, Straßenhaus.